HARDY GNEWUCH SAGT „ADE“ ZUM OSP
Ab heute fehlt ein Schlüssel am dicken Schlüsselbund: der Schlüssel zur Geschäftsstelle des Olympiastützpunktes Sachsen-Anhalt (OSP) in Halle. Und ab heute fehlt auch Hardy Gnewuch. Der Sport-Experte und Herzblut-Funktionär, der 15 Jahre als Leiter Leistungssport die Geschicke am halleschen OSP-Stützpunkt lenkte, schließt heute im Robert-Koch-Sportzentrum das letzte Mal die Tür zu. Mit 66 Jahren verabschiedet er sich in den Ruhestand.
Doch Gnewuchs Herz, anders könnte es auch gar nicht sein, schlägt weiterhin für den Sport. Und das kräftig. In seiner Funktion als Präsident des SV Halle wird der Sportmanager auch künftig ehrenamtlich in die strategische Ausrichtung des halleschen Leistungs-Sports und in die spitzensportliche Vereinsentwicklung eingebunden sein. Die Leitung des OSP-Stützpunktes Halle übernimmt indes mit sofortiger Wirkung Marc Kühne, dazu im neuen Kontext als verantwortlicher Laufbahnberater im OSP-Regionalmanagement.
Als Lehrer für Sport und Geschichte kam Hardy Gnewuch 1982 einst aus Magdeburg nach Halle. Der Sport, besonders die Leitathletik, war damals schon Lebensmittelpunkt. Gnewuch, der bereits mit zwölf Jahren als Übungsleiter Leichtathletik erste Erfahrungen beim SV Kali Wolmirstedt sammelte, trat 1983 eine Trainerstelle beim damaligen SC Chemie Halle, dem heutigen SV Halle an. Zunächst noch als Schwimmtrainer tätig, bekam er ein Jahr darauf die Wunschstelle als Trainer Weitsprung in der Abteilung Leichtathletik, der er über 30 Jahre die Treue hielt.
Hier vom Trainer zum Abteilungsleiter hochgearbeitet, bleibt sein jahrzehntelanges Engagement unvergessen: Ob als Organisator oder Moderator bei Wettkampfveranstaltungen und Wurfmeetings, als ehrenamtlicher Co-Bundestrainer (Weitsprung, Jugend, männlich) oder im Bemühen darin, den Verein in unsicherer Nachwendezeit in gutes Fahrwasser zu bringen. Mit seinem Vereinskollegen Helmut Stechemesser hielt er ab 1989 die Abteilung weiter am Laufen und sorgte mit der Schaffung neuer Stellen dafür, das viele junge Trainer, die sich bereits beruflich umorientiert hatten, zum Verein zurückfanden. Als sich im Juni 1990 der SV Halle als Nachfolger des SC Chemie Halle neu gründete, führte Gnewuch den Vorsitz als Versammlungsleiter zur Gründungsveranstaltung.
Im September 2009 wurde Hardy Gnewuch zum Leiter Leistungssport am Olympiastützpunkt Sachsen-Anhalt, Standort Halle, berufen. Er löste damals Herwig Ritter ab, der 19 Jahre das Amt innehatte. Gnewuchs Augenmerk lag immer auf der Stärkung Halles als Sportstadt und Sportschul-Standort. Dazu gehörte ebenfalls, die damals schwelenden Befindlichkeiten zwischen den Olympiastützpunkt-Standorten Halle und Magdeburg abzubauen.
Mit dem Magdeburger Olympiastützpunktchef Helmut Kurrat fühlte er sich dabei auf gleicher Wellenlänge. Immer war es die Art und Weise, mit der sich Hardy Gnewuch zu Wort meldete
und sich Gehör verschaffte. Wer ihn kennt, schätzt seine herzliche, umgängliche und unkomplizierte Art, aber auch seinen unbedingten Durchsetzungswillen, wenn es um Interessenbelange des Vereins und seiner Stadt geht. So setzte er sich mit vielen anderen auch für den Bau der Robert-Koch-Schwimmhalle ein – mit Erfolg.
Unter Gnewuchs 15-jähriger Regie feierten am halleschen Stützpunkt viele Sportler und Sportlerinnen des SV Halle nationale und internationale Erfolge. Darunter Diskuswerferin Nadine Müller, Zehnkämpfer Rico Freimuth oder Hürdenläuferin Cindy Roleder. Aber auch sportartübergreifend fungierte der Stützpunkt als Erfolgsschmiede junger Kaderathleten. Schwimmer Paul Biedermann, die Judoka Luise und Claudia Malzahn oder auch Ruderin Julia Lier wären hier stellvertretend für viele zu nennen. Dank der attraktiven Trainingsbedingungen fanden zudem gerade in jüngerer Zeit viele Kaderathleten hier eine neue Bestimmung. So etwa Kugelstoßerin Sara Gambetta und Diskuswerferin Shanice Craft. Last but not least ist Gnewuch in seiner Amtszeit auch die Hochzeit von Leichtathletik und Bob zu verdanken. Dank der Zusammenführung beider Disziplinen profitiert der SV Halle als wettkampftragender Verein weit sichtbar nach außen von den internationalen Erfolgen der Bobfahrer Thorsten Margis und Alexander Schüller.
Und da war doch noch etwas… Als Hardy Gnewuch noch aktiver Trainer war, gab es für ihn immer ein Ritual. Am Wettkampftag kam er stets unrasiert mit Zweitagebart in die Arena. Viele erinnern sich gern an seinen Slogan: „Wer sich rasiert, der verliert.“ Heute, gut rasiert, mit glatter Haut, könnte der auch lauten: „wer sich rasiert, ist couragiert und motiviert“. Denn als Präsident des SV Halle will er künftig noch viele Dinge anpacken.