SARA GAMBETTA BEENDET IHRE KARRIERE
Sara Gambetta beendet ihre Karriere. Die erfolgreiche Kugelstoßerin vom SV Halle, die dieses Jahr zum Olympia-Kader in Paris zählen sollte, gab offiziell ihren Rückzug vom Leistungssport bekannt. Traurig über diese Nachricht sind viele. Doch für die mehrfache Deutsche Meisterin und Olympia-Achte (2021) ist dieser Schritt wohl durchdacht - mag er auch für viele überraschend sein.
„Es ist an der Zeit, und es ist die richtige Zeit“, betont die 30-Jährige, die sich, wie sie verrät, schon ein paar Monate mit dem Gedanken trägt. „Nach den Olympischen Spielen 2021 und der WM in Budapest 2023 hat sich bei mir innerlich eine extreme Erleichterung eingestellt“, beschreibt Gambetta ihre Gefühlslage. „Ich habe schnell gemerkt, dass der Tank für 2024 leer ist; Feuer und Kampfgeist fehlen, um die Olympische Saison erfolgreich zu bestreiten“, erklärt die SV-Athletin. „Ich habe mir immer wieder die Frage gestellt, ob ich bereit bin, erneut den immensen Trainingsaufwand und Entbehrungen als Leistungssportler auf mich zu nehmen. Und ich konnte das irgendwann mit ,nein‘ beantworten“.
Training, Trainerwechsel, Trainingslager: Unfassbar viel Energie ist die letzten Jahre in die Vorbereitung von Höchstleistungen geflossen. Energie - so sagt Sara – die sie immer gern investiert habe. Doch Fakt ist auch: Leistungssport kennt keine Gnade. Für Höchstleistungen muss der Kopf frei sein, die Gedanken ohne Zweifel. „Entweder man ist voll zu 100 Prozent dabei, gibt alles, wächst über sich hinaus. Oder man ahnt schon irgendwie, dass man erbrachte Erfolge nicht halten und toppen kann“, sagt sie. Diese ehrliche Einsicht ist jetzt da.
Wenn man sich Saras sportliche Reise auf dem Metermaß vor Augen hält, ist in punkto internationaler Erfolge erst das letzte Fünftel ausschlaggebend. Nichts lief wie geplant. „Meine Karriere hätte schon früh vorbei sein können“, resümiert sie. Zunächst als Mehrkämpferin in der U20 bei der TSG Schlitz (Hessen) unterwegs, musste sie sich nach zwei Verletzungen sportlich neu orientieren. Mit der Entscheidung, sich 2013 dem Kugelstoßen zu verschreiben, kam auch die Freude am Sport zurück. Sie schloss sich der Trainingsgruppe von René Sack beim SV Halle an und konnte sich als Sportsoldatin in wenigen Jahren auf Weltklasseniveau steigern. Bereits 2016 ging es für die Hallenserin zu den Olympischen Spielen nach Rio. Saras Kugel landete auf Bestweite, etliche Deutsche Meistertitel folgten. Fortan machte Sara Gambetta endgültig in der Sportszene von sich reden. Bei den Hallen-Europameisterschaften in Istanbul holte sie die Silbermedaille und zog bei der Qualifikation als einzige Deutsche bei den Olympischen Spielen in Tokio ins Finale ein und belegte mit 18,88 Metern den 8. Platz.
Was bleibt, sind Erinnerungen: „Und tatsächlich ist es dieser sagenhafte Stoß im Vorkampf der olympischen Spiele in Tokio, an den ich mich immer erinnern werde“, sagt Sara Gambetta, die jetzt nach ihrem Rückzug vom Spitzensport ihr begonnenes Lehramtsstudium zu Ende bringen will. Ziel sei es, später als Lehrerin an einem Gymnasium zu unterrichten.
Kein Abschied ohne Dankeschön: Sara Gambetta ist es sehr wichtig, sich bei allen zu bedanken, die Ihren langjährigen Weg im Leistungssport begleitet haben – oft auch eng menschlich. Neben ihren Eltern, der Familie, ihrer Frau Josi Terlecki und ihren Trainern Simon Overkamp, René Sack und Sven Lang zählt sie die DLV-Physiotherapeuten „Suse“ und „Kühni“ sowie die Therapeutinnen Ines Walther und Inken Margis auf. Ihr Dankeschön gilt dem SV Halle, dem Arbeitgeber Bundeswehr sowie den Stadtwerken Halle und der Saalesparkasse als Förderer.